Denkanstoß für 2024: Unfollow Your Dreams!

Wollen wir wirklich immer nur unseren Zielen hinterherhetzen – oder uns Zeit für den gegenwärtigen Moment nehmen? Leander Greitemann hat da was für uns: eine gute Idee fürs neue Jahr.

Ihr Lieben,

die guten Vorsätze: Obwohl wir ganz genau wissen, wie wenig sie uns bringen, gehen wir ihnen doch immer wieder auf den Leim. Einige von uns sind allerdings bereits schlauer: Wir haben gelernt, unser neues Jahr nicht mehr mit diffusen Vorsätzen anzugehen, sondern uns SMARTe Ziele zu setzen.

Also nicht: Ich nehme mir jetzt echt mal vor, mit meiner Schriftstellerkarriere voll durchzustarten.

Sondern: Ich habe das das Ziel, bis zum Stichtag X die erste Rohfassung meines Romans an meine Lektorin zu schicken.

Wer in der Lage ist, für sich selbst realistische, grundsätzlich erreichbare und überprüfbare Ziele zu formulieren, ist gegenüber jenen im Vorteil, die sich mit übersteigerten, diffusen Vorsätzen überfordern.

Wer sich allerdings zu sehr darauf versteift, seine Ziele zu erreichen, läuft Gefahr, den gegenwärtigen Moment aus dem Auge zu verlieren. Denn das ist so die Sache mit den Zielen: Sie liegen in der Zukunft.

Wenn wir unser Augenmerk allein auf das Ziel, diesen einen Punkt in der Zukunft richten, schränken wir gleichzeitig unsere Perspektive drastisch ein: Statt eines weiten Horizonts sehen wir nur einen Tunnel, an dem ganz ganz hinten ein kleines Lichtlein leuchtet. Und wenn wir dann mit Scheuklappen drauflostraben, verpassen wir all das, was bereits jetzt links und rechts Schönes auf der Strecke liegt.

Doch gegen diese Art von Zukunftshypnose mit Gegenwartsverlusterscheinungen gibt es Abhilfe: Leander Greitemann, bekannt dafür, immer eine überraschende Perspektive im Ärmel zu haben, schlägt in seinem Buch Unfollow Your Dreams einen Ausweg vor, der mich sehr inspiriert hat.

Er schlägt vor, statt von Zielen von Ideen zu sprechen. Ein Ziel ist definiert, statisch, seine Erreichung liegt in der Zukunft. Es kann verfehlt werden – und wenn wir es erreicht haben, stecken wir uns gleich das nächste Ziel.

„Das Ziel saugt die Aufmerksamkeit in die Zukunft“, schreibt Greitemann. „Die Idee schaut vom Ausgangspunkt in die Zukunft. Weniger verhaftet, ergebnisoffen, neugierig.“

Eine Idee entspringt dem gegenwärtigen Moment: Wir fokussieren uns auf das Heute und blicken dann mit offenen Augen in die Möglichkeiten, welche die Zukunft bringt. Auch eine Idee ist ein mächtiger Motor, der uns in Bewegung setzt, in eine bestimmte Richtung. Aber sie behält dabei immer ihre Offenheit: Aus einer Idee kann vieles werden. Eine Idee ist offen für Entwicklungen, für Überraschungen, für Ungeplantes.

Spürst du den Unterschied dieser beiden Fragen: >Was hast du für ein Ziel?< oder: >Was hast du für eine Idee?
— Leander Greitemann, Unfollow Your Dreams

Das heißt ja nicht, dass es grundsätzlich verkehrt ist, sich Ziele zu setzen. Aber wenn wir merken, dass unsere Ziele unser Leben in einen Hochgeschwindigkeitszug verwandeln, dann ist es vielleicht eine gute Idee, die Notbremse zu ziehen und einen Spaziergang durch eben jene Gegend zu unternehmen, durch die wir eben noch atemlos durchrauschen wollten.

Dann sehen wir plötzlich die Blümchen auf der Wiese, die Wolken am Himmel, treten in Hundescheiße und spüren: Ja, genau das ist das Leben – eine muntere Ansammlung erhebender wie klebriger Begebenheiten. Und dann begreifen wir, dass es vielleicht eine gute Idee ist, zuerst unsere Schuhe zu säubern, bevor wir nach den Sternen greifen.

In diesem Sinne wünsche ich euch und mir ein wunderbar lebendiges Jahr: mit einem Kopf voller wilder Flausen und Ideen – ohne dabei die Schönheit aus dem Blick zu verlieren, die sich just in diesem Augenblick ereignet: jetzt, hier, heute, direkt bei uns.

Eure Miriam


Das Buch

Leander Greitemann: Unfollow Your Dreams. Leben, Ziele, Sinn und Erfolg neu denken. Erschienen 2023 im Verlag Hermann Schmidt.

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